Novartis-Chef Vas Narasimhan zeigte sich am Dienstag vor den Medien zuversichtlich. Die drohenden US-Pharmazölle seien «bewältigbar», sagte der in den Vereinigten Staaten geborene Manager. Novartis hat kürzlich ein Investitionsprogramm in den USA über 23 Milliarden Dollar angekündigt, um dereinst die wichtigsten Medikamente vor Ort herstellen zu können. Zusätzlich hat der Konzern Lager aufgebaut, um allfällige Zölle zumindest dieses Jahr abfedern zu können.
Seinen Optimismus zieht der Novartis-Chef auch aus den aktuellen Quartalszahlen. Novartis verkaufte in den ersten drei Monaten Medikamente im Wert von 13,2 Milliarden Dollar (+15 Prozent). Dazu trugen vor allem das Herzmedikament Entresto, das Brustkrebsmittel Kisqali und das MS-Medikament Kesimpta bei. Der Reingewinn stieg um 37 Prozent auf 3,6 Milliarden, die Marge um vier Prozentpunkte auf 42 Prozent.
Angesichts dieser Resultate erhöht der Konzern seine Umsatzprognose für das laufende Jahr. Der Umsatz soll demnach im hohen einstelligen Prozentbereich wachsen, das operative Kernergebnis im zweistelligen Prozentbereich. Darin ist bereits eingepreist, dass Novartis in den USA bald Konkurrenz für seine Kassenschlager erhält. Generikafirmen könnten etwa Kopien von Entresto ab Mitte Jahr auf den Markt bringen. Deshalb dürften sich die Verkäufe im zweiten Halbjahr abschwächen. Ebenso berücksichtigt in der optimistischeren Prognose sind allfällige Zollrisiken, soweit diese abschätzbar sind.
In diesem Zusammenhang liess es sich Narasimhan nicht nehmen, der europäischen Politik ins Gewissen zu reden. Er bekräftigte dabei seine Forderungen, die er kürzlich in der «Financial Times» ausgelegt hatte. Europa müsse sich dem – im internationalen Vergleich sehr hohen – Preisniveau der Vereinigten Staaten annähern, um konkurrenzfähig zu bleiben, so der selbstbewusste Novartis-Chef. Ansonsten drohten Investitionen in die USA und nach China abzufliessen – darunter auch jene von Novartis, sagte Narasimhan. «Unser Fussabdruck in Europa und in der Schweiz ist beträchtlich. Ob wir ihn in Zukunft ausbauen, hängt von den Rahmenbedingungen in Europa ab.» Der Basler Pharmagigant Novartis beschäftigt 31'500 Angestellte in Europa, davon über 11'000 in der Schweiz. Weltweit sind es 78'000 Menschen.
Die Medikamentenpreise sind in den Vereinigten Staaten dreimal höher als in vergleichbaren Ländern, weil in den USA nicht eine staatliche Behörde mit den Herstellern über Preise verhandelt, sondern Tausende verschiedene Akteure. Dementsprechend tief ist deren Verhandlungsmacht. Dafür erhalten die Patienten deutlich schneller Zugang zu neuen Medikamenten.
Was die Hersteller freut und Novartis-Chef als vorbildliches Preissystem lobt, ist US-Präsident Donald Trump allerdings ein Dorn im Auge. Seine Regierung arbeitet derzeit daran, das aktuelle Preissystem zu reformieren. Die Arzneimittelpreise in den Vereinigten Staaten sollen runter, etwa indem Referenzpreise eingeführt werden. Narasimhan nutzt deshalb die Gunst der Stunde, um altbekannte Forderungen wieder aufzuwärmen. Der Ton hat sich allerdings verschärft, mittlerweile droht die Industrie offen damit, dass Firmen den alten Kontinent verlassen könnten. Der Trump-Effekt, er ist auch in der Pharmawelt angekommen. (nib/aargauerzeitung.ch)
Die kriegen doch echt den Hals nicht voll.
Und das bei Medikamenten. Also etwas wo viele Menschen lebensnotwendig Zugang benötigen.
Echt hart.
Macht mich fast sprachlos.
Wie wäre es stattdessen, wenn sich der Herr bei seinem Lohn etwas zügeln könnte?